Im Süden Indiens, im Bundesstaat Tamil Nadu liegt dieses architektonische Meisterwerk, der Brihadisvara-Tempel von Gangaikonda Cholapuram. Dieser im 11. Jahrhundert errichtete Tempel gehört seit 2004 zur Liste des UNESCO-Weltkulturerbes und ist ein mehr als Sehenswerter und geschichtlich wertvoller Platz.
Dieser nur Shiva geweihte Brihadisvara-Tempel befindet sich im Zentrum der Stadt Gangaikondacholapuram und wurde so um die erste Jahrtausendwende nach Auftrag des Chola-Königs Rajendra I. erbaut. Er ist ein Abbild des Brihadisvara-Tempels in Thanjavur (Tanjore) und fast identisch. Lediglich der Turm ist mit 55 Metern Höhe etwas niedriger als sein großes Vorbild.
Die Geschichte:
Der Chola-Clan herrschte Anfang des ersten Jahrtausends über weite Teile des indischen Südens. Chola-König Rajendra I. (reg. 1012 bis 1044), Sohn des tamilischen Königs Rajaraja I. (985 bis 1014) beschloss knapp 60 Kilometer nordöstlich von Thanjavur, der Hauptstadt seines Reiches, eine neue Hauptstadt zu gründen. Diese „neue“ Hauptstadt des Chola-Reiches wurde auf den Namen Gangaikonda Cholapuram getauft, im Gedenken an den Feldzug zum heiligen Fluss Ganges. Übersetzt lautet der Name ungefähr: Gangaikondan „Derjenige der den Ganges erreichte, Stadt der Chola“. König Rajendra I. wollte mit dieser Stadt ein Zeichen für die Größe und den Reichtum der Chola-Dynastie setzten, wozu auch ein Tempel gehörte. Mit dem Bau dieser Tempelanlage wollte Rajendra den Tempel in Thanjavur, der von seinem Vater erbaut wurde in den Schatten stellen. Beginn der Bauarbeiten war im Jahre 1020 n. Chr. und Fertigstellung des Tempel-Areals im Jahre 1029.
Architektur:
Der Brihadisvara-Tempel in Gangaikonda Cholapuram ist seinem großen Vorbild, dem gleichnamigen Tempel in Thanjavur nachempfunden. Die beeindruckende Architektur des Tempels rühmt ein 9-geschossiges Vimanam (Turm mit dem Allerheiligsten), der mit einer Höhe von 185 Fuß (54.86m Metern) um einige Meter kleiner ist als sein Namensvetter in Thanjavur (60,96 Meter). Blickt man im Tempel umher, so finden sich unglaublich viele und aufwendige Skulpturen und Schnitzereien des Chola Stils. Die Interessantesten von ihnen sind von Shiva-Parvati, Ardhanareshwar (der Mann-Frau-Manifestation des Gottes Shiva) und Ganesha.
Der Tempel ist unter den größten Lingam-Heiligtümern im südlichen Teil von Indien bekannt. Das Allerheiligste umfasst einen vier Meter hohen Lingam (Phallussymbol) Shivas. Der stattliche Eingang des Heiligtums wird durch das schöne Bild der Göttin Saraswati geschmückt. Die rund 150 Säulen zählende Versammlungshalle (Mahamandapa) ist in Teilen am westlichen Ende der Tempelanlage noch erhalten zeugt von ihrer einstigen Schönheit.
Weit über 200 Jahre blieb Gangaikonda Cholapuram Sitz der Herrscher des mächtigen Chola-Reiches. Wahrscheinlich im 13. Jahrhundert wurde diese Gegend von den Pandya erobert und zu großen Teilen zerstört. Heute findet man in dieser Gegend außer diesem gut erhaltenen Tempel nur noch Ruinen, die von der einstigen Bedeutung der Chola-Dynastie zeugen.
Mein Resümee:
Der Tempel in Gangaikonda Cholapuram sollte auf der Liste jedes Touristen stehen. Die komplette Anlage wird von den Indern mit Liebe gepflegt und in Stand gehalten. Steht man innerhalb der Tempelmauern, so findet man einen schönen ruhigen Platz mit beeindruckender Kunst und Geschichte vor. Ich persönlich kann einem Besuch hier nur zuraten.
Text: Günther Strauß
Von mir besucht am 23.12.2008