Eine Burg die Geschichte schrieb
Die Burg in Nitra ist heut der Sitz des Bistums Nitra und eine gern genutzte Kulisse für Photoaufnahmen. So konnte ich im Herbst bei einem Besuch auf der Burg ganze 6 Hochzeitspärchen mit Gefolge bewundern, die an diesem wunderschönen Oktobertag Aufnahmen für ihr Hochzeitalbum schossen. Kein Wunder bei diesem Platz, bietet er doch wirklich phantastische Ecken und einen überragenden Blick auf Nitra und Umgebung.
Die Geschichte
Einst stand hier ein mächtige slawische Burg, Sitz der Fürsten von Nitra und Herrscher über Großmähren Pribina und Svätopluk. Beeindruckend ist die gut erhaltene Basteibefestigung, die rund um die Burg verläuft. Man kann sich gut vorstellen, wie schwer es für Angreifer war diese Festung zu stürmen und einzunehmen. So boten nicht nur die hohen Mauern einen Schutz – nein – die komplette Anlage thront auf einem Kalksteinfelsen und ist Großteils eingekreist vom kleinen Flüsschen Nitra. Hier hatte man Blick in das Land und sah von weitem wen sie jemand näherte. Nicht ohne Grund konnten die ehemaligen Herrscher den Einfall der Tartaren im Jahre 1241 abschmettern und sich erwehren.
Ab dem 11. Jahrhundert errichtete man hier in mehreren Bauabschnitten die neue Burg, besser gesagt man baute die Alte nach und nach um und aus. Der älteste heute noch erhaltene Teil ist die romanische Kirche des Hl. Emmeram, deren Entstehung in das 11. bis 12. Jahrhundert datiert wird Nach einem Brand in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts wurde sie umgebaut und nach der Zerstörung durch die Armee von Matúš ?ák Tren?iansky im Jahr 1317 an den Neubau der gotischen Kirche angegliedert. Ihr heutiges Aussehen erhielt die Burg nach der türkischen Offensive im Jahre 1663, bei der die Befestigungsanlage dem mächtigen türkischen Heer unterlag. Der Wiederaufbau brachte das jetzt zu bewundernde Erscheinungsbild zutage.
Das Wahrzeichen und schon von weitem sichtbare Objekt ist die Bischofskathedrale, die ehemals als Schatzkammer des Kathedralschatzes diente. Die Kathedrale selbst besteht aus zwei Teilen, der ursprünglich gotische Obere Kirche (Erbaut 1333 bis 1335) und der Unteren Kirche (Erbaut in den Jahren 1710 bis 1736). In ihr befindet sich auch der Hauptaltar mit dem Motiv der Kreuzabnahme, gestaltet vom österreichischen Bildhauer J. Pernegger nach einem Gemälde von D. Volter. (hierzu gibt es noch einen eigenen Bericht)
Die Legende von Vazul
Auf dem Burggelände befindet sich ein sagenumwobener Ort, der Vazul-Turm. In diesem viereckigen Turm Vazilova veža (deutsch „Vazuls Turm“) wurde einst der Thronnachfolger und Neffe des ungarischen Königs Stephan I., Vazul wegen eines Attentats gefangen gehalten. König Stephan näherte sich nach langer Krankheit dem Lebensende und hielt nach einem Nachfolger Ausschau, der anstatt seiner auf den Thron stieg und mit starker Hand das Land regieren konnte. Der einzige in Frage kommende Thronfolger, sein Sohn Emmerich kam bei einer Jagd ums Leben und lies den König in tiefe Verzweiflung fallen. Geschichtsschreiber berichten, dass daher seine schwere Krankheit kam, die ihn dem Tod entgegentrieb.
Nun, Vazul war ein Verwandter ersten Grades und wohl der einzige den Stephan I. für reif und stark genug hielt ein König zu sein. So schickte er einen Boten nach Nitra um zu verhandeln und Vazul aus dem Gefängnis zu befreien. Dies missfiel jedoch seiner Gattin Gisela, die lieber jemanden aus ihrer Linie auf dem Thron sehen wollte. So schickte auch Gisela einen Boten in Richtung Nitra, der das alles verhindern sollte. Dieser war schneller als der Bote des Königs und erfüllte ohne zu zögern seinen Auftrag. Er stach Vazul beide Augen aus und goss ihm Blei in die Ohren. Vazul konnte nun weder hören noch sehen und kam für die Thronfolge nicht mehr in Frage. Diese Aktion erboste jedoch einen Mönch mit Namen Fulgentius so sehr, dass er einen Fluch über die Stadt Nitra verhängte. Für die erloschenen Augen sollte zwei Tage lang kein Sonnenstrahl die Stadt erhellen und alles in Finsternis hüllen. Aus alten Schriften geht hervor, dass es in der Geschichte wirklich zwei Tage am Stück dunkel war, jedoch nicht Aufgrund des Fluches sondern wegen des Anflugs von Grashüpfern. Wie man erzählt erschien Tage später Vazul vor dem König ohne Augen und ohne Gehör, angeblich brach dadurch König Stephan in Tränen aus und starb wenig später.
Eine traurige Geschichte, jedoch längst Vergangenheit und vielleicht nur eine Legende. Jedoch dieser Platz ist Gegenwart und kann besichtigt werden. Dies rate ich auch jedem Nitra-Besucher an. Steigt hinauf auf den Berg und erfreut euch am Ausblick und der schönen Landschaft, besichtigt die Kathedrale und das Burggelände und vielleicht haltet ihr auch ein kleines Gebet im Gedenken an Vazul, der hier durch eine raffinierte Liste Augen und Gehör verlor.