Das verwunschene Schloss

Eines Tages entdeckte ich in der slowakischen Landkarte ein Zeichen, es steht für ein Schloss. Ein Schloss in Hlohovec? Meine Arbeitskollegen wussten nichts damit anzufangen und so beschloss ich an einem schönen Tag dorthin zu fahren und mir die Sache mal selber anzusehen. Bis dahin wusste ich noch nicht was mich erwarten sollte. Hlohovec ist von meinem Stützpunkt in Nitra nur 25 km weg – reicht für einen Nachmittagsausflug. Also, Sonne scheint, Auto ist betankt und ab geht die Post.

Der romantische Park
Angekommen in Hlohovec parkte ich unten am Fluss Waag. Oben auf dem Berg sah ich ein paar Ziegel und ein Türmchen raus spitzen. Der Weg führte mich erst einmal durch den Stadtpark von Hlohovec. Hier staunte ich nicht schlecht, standen dort doch wirklich beeindruckend alte und dicke Bäume – wow! Aber hierzu folgt noch ein eigener Bericht. Kehren wir also zurück zu meiner Entdeckungstour durch Hlohovec. Ein langer Weg führt durch den Park hinauf zum Schloss. Als erstes trifft mal links auf den ehemligen Schlossgarten, der sowohl verwildert wie total herunter gekommen ist. Ich drehte eine Runde und sah auch gleich ein Hochzeitspärchen samt Fotografen, die diesen verwunschenen aber sehr romantischen Ort für ihr Fotoalbum ausgesucht hatten. Seht selbst und klickt mal meine Fototour durch, ihr werdet überrascht sein!

Auf zum Schloss
Nach meiner Parkerforschung ging der Weg weiter zum eigentlichen Schloss, dass etwa so 100-150 Meter weiter oben lag. Autsch! Mich traf der Schlag! Was ich als Schloss erwartete war eine einzige Ruine, eingewachsen, runter gekommen und ganz und gar nicht eines Schlosses würdig. Kein Mensch weit und breit nur Hunde, die aus dem inneren des Schlosses bellten. Was ist hier los? Wo bin ich? Ich sah vergitterte Fenster, ich sah abbröckelnden Putz und Farbe. Verlassen und Einsam steht es hier und hat seine besten Zeiten längst hinter sich. Auf einer Seite ging ein Weg entlang, den ich auch nahm um mehr zu sehen. Unglaublich! Auf der Hinterseite des Schlosses empfing mich der slowakische Dschungel, Sträucher, Bäume und ein bergabtwärts führender Trampelpfad, dem ich nach ging. Die Rückseite des Schlosses war noch grässlicher als seine Vorderseite. Ich konnte einen Balkon oder war es gar eine Terrasse ausmachen bewuchert von allerlei Gestrüpp. Der Weg führte den Berg hinab, weg vom Schloss. Also ging ich wieder hinauf und kehrte zurück. Es gab keine Chance das alte Gemäuer von allen Seiten zu sehen.

Die Gedenktafel
Wieder am Eingangsbereich angekommen sah ich neben der Türe ein Marmorschild mit Aufschrift und einer kleinen weißen Schleife darunter. Slowakisch – na toll. Ich machte ein Foto und ließ es mir am nächsten Tag übersetzten. Es ist eine Gedenktafel, eine Tafel für die Opfer an diesem Ort. Opfer in Form von Jugendlichen, die hier in diesem Schloss Insassen waren. In den Jahren 1945-1989 beherbergte das Schloss ein Jugendgefängnis in dem manche auch den Tod fanden. Puh, harter Stoff dachte ich mir. Denke ich zurück an das was ich gesehen habe, so läuft mir Gänsehaut über den Rücken. Saßen hier doch in dieser heruntergekommenen Ruine bis vor ein paar Jahren noch Jugendliche ein? Eine Schreckensvorstellung! Mit diesem Wissen bewaffnet erscheint das Gemäuer in einem ganz anderen Licht. Ich denke nun nicht mehr daran welche Adligen hier wohl einst prunkvolle Feste gaben – nein – ich denke an 44 Jahre Kommunismus und die Schreckensherrschaft, die hier an diesem Ort Jugendliche gefangen hielt. Seltsam, ich sah das Gebäude und hatte von Anfang an schon so ein Gefühl wie: „irgendwas stimmt hier nicht, irgendwas ist komisch“. Hat sich bestätigt! Gut das es vorbei ist!

Hlohovec zámok
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