Es war ja klar, kaum sind die neuen kurzen zweistelligen Domains öffentlich bei der Denic erhätlich, springt sofort einer auf den fahrenden Zug und wittert ein dickes Geschäft dabei. Erstaunlich, dass es auch mich getroffen hat. Ich selbst ordne mich und meine Webprojekte nicht unbedingt in die Top 1.000 der deutschen Webseiten ein und schon gar nicht in die gefragtesten und bekanntesten Unternehmen. Dennoch tun das anscheinend kluge Geschäftsleute und prüfen mich damit gleichzeitig auf meinen IQ, also ob ich noch mitdenken kann oder schon von allen guten Geistern verlassen wurde. Klärung ob noch Hirn vorhanden ist!
So prüft mich Dr. Dr. Oberschlau, ob ich das Webgeschäft auch verstanden habe. Ob ich weiß wer in Deutschland eigentlich Domains vergibt, wo ich diese registrieren lassen kann und was es mich kostet. Weiterhin werde ich darauf hin geprüft, ob ich Fremdwörter wie etwa Sunrise-Phase und Landrushphase in meinem Wortschatz habe und ihren Sinn verstehe. Mir soll hier ganz klar geholfen werden bei der Vermeidung juristischer Probleme, dabei meine Präsenz im Web zu erhalten und weiter auszubauen. Dazu schmeichelte mir Dr. Dr. Oberschlau mit folgendem Satz: „Da sie mit www.meinedomain.de eine der wichtigsten Seiten im deutschen Markt betreiben, möchten wir sie…“ und so weiter und so fort.
Was mir Dr. Dr. Oberschlau jedoch nicht sagt, ist folgendes: „Ich bin keine öffentliche Einrichtung für die Vergabe von Domainnamen, ich kann ihnen leider nur eine sogenannte Sub-Domain einer von mir registrierten Domain anbieten. Ausserdem handelt es sich bei meinem Unternehmen um eine ganz normale Internetagentur die versucht mit dieser Aktion etwas Geld in die Kasse zu spülen. Wie sie sehen sind 99.- Euro gar nicht so teuer, von rigendwas müssen wir ja auch leben.“
Die Seite 1 (Voderseite):
Ihr seht selber, wie nett dieses Schreiben eigentlich verfasst wurde und wie höflich man mit dem Thema umgeht. Es wird nicht unbedingt die Unwahrheit geschrieben, jedoch wird auch nicht alles erzählt. Der unbedarfte Selbständige könnte schon verleitet werden, hier mal schnell zu reagieren. Weberfahrenen und nicht ganz so dummen Selbständige oder Unternehmer dürfte dieses Schreiben wohl eher ein Lächeln auf das Gesicht zaubern, so wie mir.
Die Seite 2 (Rückseite):
Seite 2 des Schreibens finde ich noch etwas amüsanter, so gibt es hier zu lesen „Vergabestelle“, „Ansprüchen Dritter“, „Rechtsverteidigungskosten“ oder auch „Sperrung der Domain“ und „Registrierung durch Dritte“. Für mich wird hier Gesetz und Anspruch vorgegaukelt, den es so eigentlich nicht geben kann. Es handelt sich bei co.de um eine ganz normale Domain, die beim ersten Blick auf den kurzen Domainnamen (co) einem das z.B. in England gebräuchliche co.uk in den Sinn kommen lässt. Jedoch sind das zwei paar Schuhe, die Heise in einem Artikel zum selben Thema hier erklärt. Ja, ich habe nach Erhalt dieses Anschreibens natürlich erstmal die Suchmaschinen bemüht und sah sofort, ich bin nicht alleine. So bin ich z.B. auch auf diesen Artikel hier gestossen: „co.de – ich bin doch nicht bloe.de?“ wo das Thema gut erklärt und auch ausgiebig diskutiert wird.
Einzig allein die Kosten, die potentielle Kunden hier für eine poplige Subdomain, die ich selbst tausendfach auf meinen Domains kostenlos anlegen könnte berappen sollen ist eine Frechheit: 99.- Euro im Jahr. Was zahle ich jetzt für eine offizielle normale de-Domain? Ich glaube der Preis liegt je nach Anbieter so zwischen 20 und 99 Cent im Monat, wären im schlimmsten Fall also 11,88 Euro im Jahr. Unglaublich! Eigentlich schon Unverschämt! Ich würde sogar noch einen oben drauf legen und es als versuchte Abzocke bezeichnen.
Was Dr. Dr. Oberschlau jedenfalls sehr gut kann, Wellen schlagen und somit ins Gespräch kommen. Die Klickzahlen hätte ich gerne, die nach Aussendung dieses Schreibens auf seine Domain erzeugt wurden. Mir persönlich tat dieses Schreiben nicht weh. Ich halte es da mal mit dem Ausspruch: „Nicht ärgern, nur wundern!“ So werden etliche deutsche Domainbesitzer wohl auch eher geschmunzelt haben als sich wirklich drüber aufgeregt. So long… bis zum nächsten Schreiben!