Nationales Kulturdenkmal mit unschätzbarem Wert
Ein wunderschönes Gebäude in einer blass-rosa-weißen Farbe. Als ich es zum ersten mal sah, schien die Sonne und der Anstrich kommt so was von grell rosa rüber, dass ich meine Sonnenbrille anhob um zu sehen ob das wirklich die Originalfarbe ist, die da so durch meine getönten Scheiben blitzt. Es ist einer der schönsten Bauten in Nitra und keinesfalls zu übersehen, wenn man sich in der Stadt bewegt. Man kommt unweigerlich daran vorbei auf dem Weg zur Burg, indem man einfach den Fußweg benutzt.
Wie gesagt, es ist auffällig – sehr sogar. Zu sehen vom Stadtplatz, vom Theater thront es oben auf einer Anhöhe unterhalb der Burg. Die ältesten Teile des großen Seminars, die Fassade im Stil des Rokoko und Neoklassizismus, stammen schon aus den 18. Jahrhundert. Bischoff J. Gustini ließ sie in den Jahren 1767- 1770 erbauen. Darauf folgte der Bau von West- und Ostflügel im Jahr 1779. Abgerundet wurde das Assemble durch den Bau einer Diözesanbibliothek in den Jahren 1878-79. Diese Bibliothek wurde nach Fertigstellung feierlich in Anwesenheit Kaisers Franz Josef I. eröffnet.
Besonderheiten in diesem Gebäude gibt es zu Hauff. So besitzt das Seminar eine kleine Kapelle, die in den Jahren 1782-84 erbaut wurde, sowie eine große Kapelle im Stil der Neorenaissance. Worauf die Stadt aber wirklich Stolz sein kann, ist die Diözesenbibliothek (Bibliotheca Dioclesiana). In ihr befindet sich die älteste Literatursammlung der Slowakei, insgesamt über 65.000 Bücher , wobei die wertvollsten Exemplare (74 Erstdrucke) aus den Jahren 1473 bis 1500 stammen. Ein Großteil dieser Schriften ist in Latein, Deutsch oder Ungarisch verfasst. Ebenso wertvoll ist auch der Bestand an historischen Manuskripten (Teile davon schon aus dem 12. Jahrhundert), wie etwa ein Band mit Protokollen zu Gesetzen, die im polnischen Sejm im 16. und 17. Jahrhundert verabschiedet wurden. Das älteste Buch aus dem Jahre 1473 stammt aus Paris und enthält figurale Holzdrucke.
Bereits 1828 verfügte die Bibliothek über 6.129 Bände, die sich aus privaten wie geistlichen Schenkungen zusammensetzte. So z.B. aus den Nachlässen von Bischof J. Vurum, J. Palugyai oder
Bischof Roskovanyi, der mit seiner Schenkung allein 19.365 Bücher der Bibliothek überließ.
Heute gehört das Gebäude dem Priesterseminar des Hl. Gorazd in Nitra, das in die Cyrilometodianer Fakultät in Bratislava (Comenius-Universität) eingegliedert ist.
Dieses Gebäude ist nicht nur schön anzuschauen und in einem guten Zustand – nein – es ist ein nationales Kulturdenkmal mit unschätzbarem Wert in der Slowakei und ganz Mitteleuropa.
Text: Günther Strauß
Von mir in 2007 und 2008